Ich spare mir platte „Habemus …“-Witze. Die Würzburger Bürgerinnen und Bürger haben abgestimmt und mit 65,0 Prozent der Stimmen wurde ungewöhnlich deutlich Martin Heilig als neuer Oberbürgermeister gewählt, am 1. Juli 2025 wird er sein Amt antreten, da wird Jetzt-OB Christian Schuchardt zum Städtetag wechseln.
Judith Roth-Jörg blieb weit abgeschlagen. Über die Gründe kann ich natürlich im besten Fall nur spekulieren, und da vermute ich persönlich sehr viele Eigentore im Wahlkampf. Aber da mal Schwamm drüber. Vielleicht kann sie jetzt ja hinterher als gute OB-Wahl-Verliererin Punkte sammeln.
Bayerns erster grüner Oberbürgermeister folgt auf Bayern ersten CDU-Oberbürgermeister. Da bin ich wirklich froh, dass ich die toxischen kommerziellen Social-Media-Plattformen hinter mir gelassen habe, denn gerade bei Facebook werden jetzt bestimmt viele Konservative wie immer Schaum vor dem Mund haben, den Untergang Würzburg herbeiphantasieren, den verwöhnten Studierenden die Schuld geben, Verschwörungen erfinden. Angst fressen Hirn und Rückgrat auf, wie immer halt.
Sagt bitte, dass ich mich irre.

Die Wahlbeteiligung bei der Stichwahl lag bei 47,4 Prozent, was wenig klingt und im Grund auch ist. Aber bei der OB-Stichwahl innerhalb der Kommunalwahl 2014 waren es nur 40,5 Prozent und 2008 waren es 41 Prozent. Für eine Stichwahl also eigentlich eine gute Beteiligung. Und der Abstand zwischen den beiden Stichwahl-Kandidaten war sehr groß, mit 30 Prozentpunkten so groß wie noch nie bei einer Stichwahl in Würzburg (PDF).
Es war eine schwierige OB-Wahl in schwierigen Zeiten. Ob Martin Heilig ein guter Oberbürgermeister wird? Ich weiß es nicht. Aber ich habe ihm mit meinem Kreuzchen einen Vertrauensvorschuss geschenkt und hoffe, dass er mich nicht enttäuschen wird. Sein Parteibuch wird dabei die allerkleinste Rolle spielen. Und es wird keine einfache Amtszeit, die Aufgaben sind groß, Veränderungen unausweichlich und das Geld knapp. Viel Potenzial also, um es niemanden recht machen zu können. Aber das Wohl und Wehe einer Stadt hängt — zum Glück oder leider, je nachdem — nicht nur am Stadtoberhaupt. Die allermeisten Entscheidungen passieren im Stadtrat — und der wird kommendes Jahr gewählt. Da wird es erst richtig spannend.
Ich wünsche Martin Heilig eine für Würzburg nachhaltig gute Amtszeit als Oberbürgermeister.

Die CSU durfte die stinkende Suppe auslöffeln, die sie sich selbst eingebrockt hat.
Du irrst dich nicht. Leider überhaupt nicht.