Hallo, ich heiße Ralf, und ich blogge seit genau 20 Jahren. Uff, jetzt ist es raus!
Ich muss gestehen, 20 Jahre sind für mich nur ein mittelwichtiges Jubiläum — 25 Jahre, das wäre was. Aber das dauert noch.
Aber trotzdem: seit zwei Jahrzehnten begleitet mich dieses Blog und ich habe bereits mehrere Geblogstags-Artikel darüber geschrieben (beispielsweise hier), wie das Blog, das Bloggen und die Blogosphäre (also die Gesamtheit aller Blogs und Blogger*innen und ihre Vernetzung. Ein traurigerweise nur noch selten verwendetes Wort) mein Leben beeinflusst hat. Ich habe dadurch so viele besondere Erfahrungen machen und interessante Menschen kennenlernen dürfen.
An euch, die ihr das Blog egal wie lange schon lest: Vielen lieben Dank!
Was hat sich seit dem vorherigen Geblogstag getan?
Gebloggt habe ich seit dem nur mäßig viel, 90 Beiträge. Das ist okay, aber eigentlich würde ich gerne mehr schreiben. Ich bin gesundheitlich leider nicht auf der Höhe, immer noch nicht. Darum läuft es nicht so, wie ich es mir wünschen würde. Aber ich will nicht jammern. Es geht gut genug -– und ich habe wirklich, wirklich Spaß am Schreiben. Auch nach 20 Jahren. Ach ja, was sich noch getan hat: Ich brauche jetzt wirklich eine Lesebrille zum Schreiben (heißt sie dann Schreibbrille?). Das hätte ich vor einem Jahr auch nicht gedacht.
Was mir auch etwas Energie kostet (gar nicht negativ gemeint), sind soziale Medien – allerdings nicht die großen kommerziellen Plattformen wie Facebook, Instagram oder X. Meine Twitter/X-Account habe ich schon vor ein paar Jahren eliminiert und vor ein paar Tagen die Würzblog-Fanpage auf Facebook, ebenso den Instagram-Kanal. Da passiert ohnehin seit Jahren nichts mehr von meiner Seite. Die Facebook-Inhalte meines persönlichen Profils habe ich in den vergangenen Monaten nach und nach entfernt. Großteils von Hand, den Facebook legt einem da alle möglichen Stein in die Hand, das automatisiert zu tun.

Meine Blogs sind meine Heimat, das Fediverse mein digitaler Stadtpark, mit dem ich mich mit Leuten auf der im Vorbeigehen oder auf einer Bank unterhalte. Dort im freien, föderierten Netzwerk fühle ich mich wohl. Es ist entspannter, direkter, freundlicher. Meistens, denn auch dort gibt es schlechte Menschen.
Wenn ich zurückblicke – zehn Jahre oder länger – war die Reichweite des Würzblogs einmal deutlich höher. Dass sie zurückgegangen ist, liegt sicher auch daran, dass ich seltener gebloggt habe, einfach aus Zeitgründen. Aber eben auch daran, dass die Konkurrenz in den sozialen Medien gewachsen ist. Und ganz ehrlich: Auf den Kampf gegen Plattform-Algorithmen hatte ich nie große Lust. Ich fand das schon immer unheimlich.
So richtig spürbar eingebrochen ist die Reichweite dann, als ich aufgehört habe, auf Facebook, Instagram und Twitter zu posten. Aus den Augen, aus dem Sinn. Schon komisch, aus meiner Sicht. Sind die Leute heute wirklich nicht mehr in der Lage, einen Blog einfach so zu finden? Hat niemand mehr einen RSS-Reader? Kann ich jedem und jeder nur empfehlen (ich nutze übrigens schon lange FreshRSS mit etwa 300 aktiven Feeds).
Spannend ist, dass genau diese Frage heute wieder aktuell ist. Ich war dieses Jahr ein paar Tage auf der re:publica in Berlin. Früher wurde die eine „Bloggerkonferenz“ genannt, bis dann die Blogs uncool und das digitale Leben — und natürlich dann das große Geld — auf den großen Social-Media-Plattformen zu finden war. Aber jetzt wurde nicht mehr nur wieder leise über Blogs getuschelt – es wurde wieder ernsthaft darüber gesprochen. Vielleicht zahlt es sich ja für manche Bloggerin oder manchen Blogger aus, bei der Stange geblieben zu sein und kommen in den nächsten Jahren wieder groß raus. Wer weiß das schon in diesen kuriosen Zeiten.

Es gab sogar ein winzig kleines „Bloggertreffen der Generationen“ auf der re:publica 2025, angestoßen von der Bloggerkonferenz — da wären wir wieder. Da habe auch übrigens auch aus der Ferne das erste Mal die Kaltmamsell gesehen, deren Blog ich wohl seit Jahrzehnten schon lese. Ich wollte sie noch persönlich sprechen, aber sie ist mir entwischt.
Kleines Credo dieses Mini-Blogger-Meetups: Vernetzt euch mehr! Bei mir mit dem rein lokalen Würzblog gar nicht so einfach, aber mit dem immer brauchbareren neuem HerrThees-Blog will ich das natürlich auch machen.
Die geopolitischen Krisen spielen sich auch im Netz und in sozialen Medien ab, manchmal werden sie sogar durch sie verstärkt. Vielleicht war es nie besonders klug, Inhalte und Kommunikation algorithmenbetriebenen Plattformen zu überlassen. Hinter diesen Konzernen stehen schließlich Menschen mit Geldgier, Machtinteressen und Ideologien, die nicht unbedingt meine sind. Diese Menschen entscheiden, welche Inhalte wen erreichen. Das ist kein Spiel, bei dem ich mitspielen will. Scheiß auf die Reichweite. Ich mache lieber mein eigenes Ding – mit meinem kleinen Blog, meinem kleinen sozialen Netzwerk im Fediverse.
In den 20 Jahren ist viel passiert. Ich habe den Aufstieg von Twitter miterlebt – und jetzt auch dessen Untergang. Als ich die ersten Zeilen gebloggt hatte, gab es Facebook noch gar nicht auf Deutsch, das sollte noch fast drei Jahre dauern. Das erste Youtube-Video wurde nur wenige Wochen zuvor hochgeladen. Instagram gab es damals noch gar nicht. Damals war vieles spielerischer, entspannter – bestimmt auch naiver. Aber wir hatten Spaß. Viel Spaß. Ich denke da nur an die Twitter-Schlachten bei den Würzburger Bloggertreffen, bis spät in die Nacht, mit Live-Berichten aus den Kneipen. Man konnte unseren Weg online mitverfolgen — und wir selbst am Tag darauf auch. Das war schon lustig.
Blogs sind für mich immer noch wichtig. Sie sind sehr individuelle, eigenständige Inseln für Meinungen, Informationen, Geschichten und das digitale Leben. Sehr persönlich, sehr liebevoll. Natürlich gibt es auch kommerzielle Blogs – aber auch die haben trotzdem oft ihren eigenen Charakter, ihren eigenen Stil. Und ja, auch wenn jemand sein Blog bei WordPress hostet, ist das technisch gesehen Teil eines größeren Netzwerks. Mein Rat: Wenn du etwas Eigenständiges willst, dann mach dein eigenes Blog. Ganz für dich. Das ist heute kein Hexenwerk mehr. Frei nach Loriot: „Da habe ich was in der Hand! Und ich habe als Mensch das Gefühl, dass ich auf eigenen Füßen stehe. Da hab‘ ich was Eigenes! Da hab‘ ich
mein Blog.“
P.S. Ach ja: Technisch wollte ich eigentlich bis zum 20. Geblogstag WordPress als Blogsoftware verlassen haben. Das hat nicht geklappt, der Umzug vom deutlich kleineren HerrThees-Blog hat mir gezeigt, dass es zwar klappt, aber nicht ganz trivial ist. Darum wird der Wechsel zu Kirby, Grav, Hugo oder was immer es wird zwar kommen, aber noch etwas dauern.
P.P.S. Es gibt eine Micro-Feierlichkeit anlässlich des Geblogstags heute Abend in der Sanderau
P.P.P.S. Ein Dank an Dasaweb, der mich wie so oft am Geblogstag mit seiner Geburtstagsglückwünsche-Statistik erfreut. 🙂

Glückwunsch!
Und freut mich ja, wenn dich die Statistiken freuen 😉
Glückwunsch nachträglich! Auf weitere 20 Jahre!
Der Vernetzungs-Aufforderung in deinem Artikel folgend, wollte ich gleich mal die Blogroll auf der Sidebar meines Blogs reaktivieren (warum ich sie de-aktiviert hatte, wusste ich nicht mehr) und ich suchte nach dem entprechenden Widget. Und suchte. Und suchte.
Was ich schließlich in einem Nutzer-Forum fand, war folgende Mitteilung eines WordPress.com-Mitarbeiters vom 15. März 2022:
„The Links/Blogroll widget was deprecated in October last year, so it’s no longer available to add to a site on WordPress.com. Sites that have it already can continue using it, but if you remove it you won’t be able to add it back. And new sites, like the ones in this account which you only created a couple months ago, won’t have access to that widget at all.“
Sieht aus, als sei WordPress.com seit ein paar Jahren am Konzept vernetzter Blogs nicht mehr so super interessiert. Faszinierend!
Sei’s drum, ich habe mir manuell eine Blogroll gebastelt, farbig unterlegt und in meine Sidebar eingebaut. Nimm dies, WordPress.com!
Da kann man echt nur den Kopf schütteln. Das Blogroll-Widget brauchte doch echt keine großen Ressourcen auf den großen WordPress.com-Servern und keine Arbeitsstunden für die Weiterentwicklung. Es war da und funktionierte. Ja, Vernetzung scheint nicht erwünscht. 🙁
Wir hatten uns vorgenommen zu einem runden Geburtstag des Wuerzblog einmal persönlich vorbeizuschauen. Leider können wir nur Glückwünsche auf dem Weg in den Pfingsturlaub senden! Vielleicht zum 25. ^_^
Danke und schönen Urlaub! 🙂
Ein Hoch auf Dich und Deinen Blog, ohne den es auch unsere Freundschaft nicht gäbe!
Sehr toll! Herzlichen Glückwunsch, jetzt kennen wir uns seit 19 Jahren!
Danke! Und stimmt, wir kennen uns auf den Tag genau 19 Jahre! 😀
Alles Gute zum 20. Geblogstag!
Schönes Wort übrigens. Mein Blog ist Ende März 16 geworden. Online Texte veröffentlichen tue ich aber schon seit 23 Jahren. 😉