Schichtwechsel

So, ab heute, 1. Juli 2025, ist Martin Heilig das Würzburger Stadtoberhaupt und Christian Schuchardt ist raus. Damit wechselt eine lokalpolitische Kuriosität — ein Grüner als Oberbürgermeister einer bayerischen Stadt — eine andere lokalpolitische Kuriosität — ein CDU-Oberbürgermeister in Bayern — ab.

Christian Schuchardt möchte ich Danke sagen für seine Zeit als OB. Sicher stimmen wir nicht in allen Punkten politisch überein und ich war doch erst nicht so glücklich mit einem Oberbürgermeister mit einem C im Parteinamen. Aber er hat Würzburg — so weit ihm möglich, ein OB ist kein Alleinherrscher — durch die Krisen und Katastrophen geführt, die es während seiner Amtszeit reichlich gab und gibt, beispielsweise diverse Wellen an Geflüchteten, die Corona-Pandemie, die Messerattacke am Barbarossaplatz, der Krieg in der Ukraine, und und und. Viel Konfliktpotential, doch Schuchardt hat es doch geschafft, die meisten Parteien mit ins Boot für eine sehr menschliche und hilfreiche Route — trotz manchen Gegenwinds deswegen — durch die wilden Wogen der vergangenen Jahre.

Für einen Politiker fand ich ihn recht wenig selbstverliebt, hin und wieder konnte ich ihn im Anzug mit dem Fahrrad zum Rathaus radeln sehen, auch schon mal mit der Zigarette in der Hand. Ein eher lustiger als cooler Anblick, was ihm aber, glaube ich, völlig egal war. Und so weit ich mich so an die Gespräche über Christian Schuchardt in den vergangenen elf Jahren erinnere: Nicht alle waren Fans von ihm, aber richtig scheiße fand ihn niemand. Und das könnte ich jetzt von seinen Amtsvorgänger*innen nicht unbedingt behaupten. Danke auch dafür, Christian, und alles Gute für die Zukunft!

So oder so, Haken dran. Die Ära Schuchardt ist vorbei, die Ära Heilig bricht an. Und mal sehen, was Martin Heilig abliefern wird. Auch er kann nicht zaubern und auch er muss mit dem arbeiten, was da ist — inklusive Stadtrat. Seine Startbedingungen sind auch nicht die besten. Viele alte und neue Mega-Baustellen im wahrsten Sinne des Wortes und die Kasse ziemlich leer, das wird nicht leicht werden.

Noch nie bei einer Stichwahl um das Oberbürgermeisteramt in Würzburg hat jemand diese so deutlich gewonnen. Viel Vertrauensvorschuss für Martin Heilig, und ich kann ihm nur wünschen, dass er das nicht verspielen wird. Klar, ein Grüner als OB führt bei manchen Menschen in einem hirnlosen Reflex zu Schaum vor dem Mund. Aber wie Christian Schuchardt über sein CDU-Parteibuch hinausgeblickt hat, kann man das ja Martin Heilig auch mal zutrauen. Und hoffen, dass er seinem Slogan „Brückenbauer“ gerecht werden kann.

Martin, ich wünsche dir Geduld, Zuversicht, ein waches Hirn, offene Ohren, gute Nerven, die richtigen Worte zur richtigen Zeit und Freunde und Familie, die dich unterstützen. Und im kommenden Jahr einen neuen Stadtrat, mit dem sich arbeiten lässt. Denn es gibt eine Menge zu tun.

1 Gedanke zu „Schichtwechsel“

  1. Schuchardt hatte für einen CDUler tatsächlich ein moralisches Rückgrat. Manches hätte er vielleicht mehr zu Chefsache machen sollen aber ich fand, er hat seine Sache ganz gut gemacht. „Niemand fand ihn richtig scheiße“ triff es gut und ist für einen OB wirklich ein Kompliment.

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