Stell dir vor, es ist Barcamp Würzburg, und niemand geht hin. Dann hast du nämlich eine völlig falsche Vorstellung davon, wie das Barcamp Würzburg am vergangenen Samstag war. Doch ich muss auch sagen — es waren schon mal mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer dabei. Ute als Organisatorin des Barcamps schien deswegen auch etwas besorgt deswegen. Ich nicht. Und ich behielt recht.

Klasse statt Masse. Auch rund 30 Leute können das Sessionboard — sozusagen der Barcamp-Stundenplan, der am Anfang spontan entsteht — locker mit 14 interessanten Themen füllen. Ich selbst hörte David zum Thema Accessibility zu, also im Grunde zum neuen Barrierefreiheitsstärkungsgesetz, und diskutierte mit. Meine zweite Session war zum Thema „Selfhosting“, also Dienste im Internet selbst aufsetzen und verwalten. Die Session war eine gemeinsame Session von Ute, Nils und Michael und eigentlich für Einsteiger gedacht. Sie erwies sich aber durch eine Verkettung unglücklicher Zustände als eine Nerd-Show, eine sehr lustige also. Am Ende war nichts Lauffähiges installiert, wir alle aber gut unterhalten.
Das waren auch schon die beiden Sessions, an denen ich teilgenommen hatte. Zu mehr kam ich nicht, da ich selbst zwei Sessions abgehalten habe. Eine spontan, da ich schon beim morgendlichen Zusammenstehen und Kennenlernen bemerkt habe, dass erstaunlich viele Menschen noch nichts vom Fediverse bzw. von freien dezentralen sozialen Netzwerken gehört haben. Das hat sich gleich in der ersten Session-Runde bei acht Leuten geändert. Manche machten gleich Nägel mit Köpfen — Willkommen im Fediverse, Phillip, Hilde und herr gip.

Meine zweite Session habe ich noch schnell in der Nacht zuvor vorbereitet. Ich habe versucht, einige wirre Gedanken aus meinem Kopf in eine kleine Präsentation (PDF) zu bringen. Es geht um das Projekt, das bei mir im Kopf den Arbeitstitel „DigiWUE“ hat. Ganz grob: Die Idee ist, eine Software-Service- und Entwicklungsplattform, einen Kommunikations- und Austauschort und eine Initiative zu digitalen Projekten für die Stadt und Region Würzburg zu schaffen. Also Software- und Hardware-Projekte, die allen hier in der Region nützen. Nicht in Händen der Stadt oder des Landkreises, sondern der Bürgerinnen und Bürger. Und alle können ihre jeweiligen Talente und Fähigkeiten einbringen.
Alles noch recht wirr und vage, aber doch ist die Session auf ein bisschen fruchtbaren Boden gefallen. Denn schon gibt es eine Entwicklungsplattform mit passendem Namen und ein erstes Treffen wird gerade geplant.
An einer Session habe ich zwar nicht teilgenommen, aber indirekt profitiert: Zuckerfrei Eis machen. Und durfte in der Pause feststellen, dass zuckerfreies Eis sehr lecker schmecken kann.

Es war ein schönes und interessantes Barcamp, da relative wenige teilnahmen, kam man mit vielen Leute leicht ins Gespräch. Und man mag rätseln, warum sich so wenige aus Würzburg angemeldet hatten — es waren im Verhältnis viele Barcamp-Besucher*innen von weiter weg mit dabei. Meine speziellen Grüße gehen hier nach Freiburg und Zürich. Und nach Köln und Berlin.
Auch wenn ich danach total erschöpft war — da war auch meine Arbeitswoche und die Hitze davor schuld –, freue ich mich auf ein nächstes Barcamp Würzburg, wann, wie, wo und warum auch immer.
Ja, ich war besorgt und wurde eines besseren belehrt. Es war ein unglaublich bereichernder Tag, insgesamt 15 Sessions bei 32 TN richtig klasse. Eine spontane Eis-probier-Session wäre bei mehr TN nicht möglich gewesen. Für mich ein Highlight, das ich zu Beginn so nicht erwartet hätte. Again what learned.