Es passiert nicht oft, dass in Würzburg ein Thema mal so ein richtiges Stadtgespräch wird. So fühlte es sich zumindest Ende dieser Woche an, als über den neuen Kostenanstieg bei der Renovierung des Mainfranken-Theaters in Würzburg berichtet wurde. Da wurden manche Augen von Bürgerinnen und Bürgern groß, die Gesichter blass und die Laune schlecht.
145,9 Millionen Euro. Hätte ich zu Zeiten des ägyptischen Pharaos Tutenchamun zu arbeiten begonnen und mein gesamtes Gehalt zu Seite gelegt, könnte ich die Renovierung ungefähr jetzt zahlen. Wohlgemerkt: Mit meinem Bruttogehalt (netto wäre ich in der Jungsteinzeit gelandet). Und genaugenommen hätte ich ein paar hundert Jahre vorher anfangen müssen zu arbeiten — aber da kannte ich die Namen der Pharaonen nicht. Für 146 Millionen Euro ist so ganz grob geschätzt die milchmädchenhaft hochgerechnete freie Kulturförderung in Würzburg für einhundert Jahre.
Knapp 146 Millionen Euro stehen gerade auf dem Zettel für die Baustelle Mainfranken-Theater. Aber nicht für den sicheren Abschluss der Renovierung, sondern das ist die Schätzung für die Baukosten bis 2029. Ob da die Hütte komplett fertig sein wird, ist wohl fraglich. Im kommenden Sommer weiß man angeblich mehr. Ob die Zahlen dann kleiner geworden sind, wage ich zu bezweifeln.
Seit 2018 haben sich die geschätzten Kosten also mal locker verdoppelt. Ich frage mich im Stillen, wie lange man so ein Spiel weitermachen kann. Was, wenn auch diese Schätzung sich wieder verdoppeln wird? In fünf Jahren kann viel passieren. 300 Millionen Euro für das Theater ausgeben? 600 Millionen? Würde es irgendwann einen Punkt geben, an dem man sagen muss: Sorry, das packen wir finanziell einfach nicht. Oder geht es immer weiter, öffentliche Geldquellen scheinen ja nie zu versiegen. Bis sie es dann tun.
Sollte man sich mit der Idee des Scheiterns befassen? Ja, ich weiß, eine undenkbare Frage. Die ich jetzt aber getippt habe. Was würde man mit einem nicht fertig gebauten Theater machen? Abreißen? Einen bizarr-anarchischen Kulturort daraus machen? Einen Trainingsplatz für Auszubildende im Maurer-, Schreiner-, Installation-, Elektrohandwerk und Architektur-Studierende?
Ich hab bei dem Mainfranken-Theater immer mehr ein ganz mieses Gefühl.
Das miese Gefühl, das Du empfindest, teile ich. Diese Baumaßnahme ist komplett außer Kontrolle geraten. Grüße für ein schönes und erholsames Wochenende vom Gerald