Brewed By Noon im Omnibus

Charly Heidenreich konnte es mal wieder nicht abwarten, bis mich die Grippe aus ihren Klauen entlassen hat. Aber er hat recht, da kommt ein weiteres hörenswertes Konzert nach Würzburg.

Wenn Charly einem eine Mail mit einer Konzertankündigung schickt, dann darf man erst mal eine halbe Stunde diverse Suchmaschinen bedienen, um ein wenig Licht hinter die Millionen Band- und Künstlernamen zu bringen, die im Text auftauchen. Charly braucht dafür keine Suchmaschine, er hat dafür seinen Kopf, in dem vermutlich auch die Blutgruppen der Musiker abgespeichert sind. 😉
Aber das hat natürlich den Effekt, dass man die „Bedeutung“ des Konzerts besser einschätzen kann. Und da gibt es am 1. März im Omnibus ein sehr interessantes, das auch wunderbar in die Linie des drei Tage später stattfindenden SociaLibrium-Konzerts in den Posthallen passt.

Also Freunde des Progressiven, des Jazzrock und der freakigen Musik: Brewed By Noon, die hochkarätige Kombo um Sean Noonan, spielt am 1. März in der Spätmatinee um 17.00 Uhr im Omnibus in Würzburg. Zwar „nur“ in der kostengünstigen Minibesetzung mit Sean NoonanAram Bajakian und Jamaaladeen Tacuma (er ist die Verbindung zu Bernie Worrell), aber das reicht auch, wenn sie es mit zwei Leuten schon so krachen lassen könne, wie das Video von einem Auftritt in einem Frisörladen zeigt:

Das Konzert (das im Omnibus, nicht das beim Frisör) wird präsentiert von der Galerie nulldrei e. V., deren Website das letzte Mal im Oktober 2008 aktuelisiert wurde — ironischerweise auf mit einem Konzert mit Sean Noonan.

9 Gedanken zu „Brewed By Noon im Omnibus“

  1. hallo, ihr lieben
    zum abschluß dieses threads sollte, denke ich, unbedingt noch eine kleine konzertbesprechung angefügt werden, die einer der etwas weiter angereisten fans an meiner statt vornimmt: wer sich jetzt ärgert, daß er was verpaßt hat, ist selbst schuld:
    >Würzburg war mal wieder eine Reise wert (wie meistens, wenn Charly H. zur Ohrenfreuden ruft). Allerdings war ich diesmal etwas skeptisch, denn „Ethno-Fusion“, so wie Sean Noonans Projekt angekündigt war, kann ja auch schnell mal in unerträgliche Langeweile ausarten… aber hier keine Gefahr 😉

    „Brewed by Noon“, wie Sean Noonans Formation richtig heißt, bestand an diesem Abend ’nur‘ aus ihm selbst am Schlagzeug sowie Legende Jamaaladeen Tacuma am Bass und Aram Bajakian an der Gitarre. Also Power-Trio statt Mini-BigBand wie auf den Studio-CDs. Leider damit auch kein Viola-Spieler, aber sei’s drum, das tat dem Vergnügen keinen Abbruch. Noonan betrat die ‚Bühne‘ eingehüllt in einen goldfarbenen Boxer-Mantel, schließlich heißt sein letztes Werk „Boxing Dream“ und widmet sich unter anderem seinem Idol Rocky ;-)… ja, der Mann ist nicht nur ein Schelm, sondern auch ein völlig Wahnsinniger, wie sich sofort beweisen sollte, als er hinter dem Drumkit Platz genommen hatte und loslegt, als gäbe es kein morgen. Was für ein Schlagzeuggewitter! Mit einem überschaubaren Set – HiHat, Snare, Pauke, Bassdrums, 2 Tom, drei Becken, entfachte Noonan einen geradezu apokalyptischen Percussionsturm, unglaublich. Selbst mit Jazz-Besen bewaffnet drischt er noch wie Berserker auf die Felle ein. Gut, dass das Drumkit gut verschraubt und auf einem Teppich postiert war, sondern hätte er das Ding ins Publikum gefeuert. Zwischendurch gab’s bestimmt mal 10 Sekunden, in denen Noonan Ruhe gab oder mal einen lyrischen Ton spielte, aber dann wurde er schon wieder unruhig und weiter ging’s, voll auf die Zwölf. Für Schlagzeuger sicherlich ein beeindruckender Abend, aber auch für mich, so ein Feuerwerk habe ich echt noch nicht live gesehen.

    Da ließen sich seine beiden Mitstreiter nicht lumpen… Tacuma zeigte mal eben, wer hier der Groove-Gott ist und lies die Basssaiten nur so springen, mal rockig, mal funky, mal tribalmäßig, klasse. Und der junge Bajakian lies ein ums andere Mal die E-Gitarre infernalisch kreischen, wimmern, jubeln, röcheln… mit einer schier unglaublichen Anzahl an Effekten, die er trittsicher über Pedale aktivierte.

    Fazit: Knapp zwei Stunden musikalischer Wahnsinn, avantgardistische Lärmorgien, ausgeflippte Percussion-Bass-Gitarre-Unisono-Spiele, verrückte Rhythmen, eben die Vollbedienung… Zwischendurch gabs ne kleine Verschnaufpause zum Erwerb von CDs und zum Plaudern mit den Musikern, nette Jungs alle drei. Noonan gab dem Ganzen durch Ansagen, kleine Geschichten zu den Songs und Sprechgesänge noch einen gewissen Rahmen (wir befanden uns übrigens auf einer kleinen Weltreise von Massachusetts nach Schottland über Texas nach Griechenland). Horrido!

    Der „Omnibus“ in Würzburg ist übrigens genau die Lokation für ein solches Konzert… ein Keller mit alten Steingewölben, da lässt sichs gut abrocken. Der Besuch war wie vermutlich erwartet, ich habe nicht gezählt, aber es dürften so 20 bis 30 Gäste vor Ort gewesen sein.< (thomas kohlruß, progrock-dt)
    charly

     
     

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  2. Hallo liebe Würzburger,
    heute (Freitag) Abend spielen Brewed by Noon in Passau. Das Online Stadtmagazin http://www.passau-live.de wird mit Bildern berichten. Hoffentlich haben wir die Sache schnell im Kasten, bevor Euer Konzert beginnt. Es sieht nach einer vielversprechenden Formation aus, wenn auch zum Powertrio geschrumpft (zumindest bei uns-ich würde den Herrn Ribot sehr gern einmal sehen), was den Afrika-Einfluss ein wenig mindert. Also: Zuhören, was Aram Balakian an Skalen zupft.  J.Tacuma ist ein unheimlich lockerer Bassmann, der eine lange Liste hochkarätiger Kooperationspartner vorzuweisen hat, dass er Ende 50 ist sieht man ihm nicht an. Vielleicht verkauft er wieder selbstgebrannte CDs mit unveröffentlichten Aufnahmen aus seiner Zeit mit Coleman und Derek Bailey. Dazwischen funkt er dann einmal heftig, was ihm ja schon heftige Kritik von wegen „Spielen entgegen der reinen Lehre“ eintrug. Das Konzert wird sicherlich gehörig laut und gehörig rockig – Weltmusiker und StraightAhead-Afficionados bitte mit toleranten Ohren hingehen!

    Tacuma war letztes Jahr mit Vernon Reid bereits in Passau, in 3 Wochen kommt er nochmal mit David Gilmore, an Pfingsten nochmals. Hier zum Einstieg der Bildbericht vom letzten Mal (man beachte Tacumas goldene Schuhe) Falls Gearheads unter den Lesern sind:  JT spielt hier einen halbakustischen Bass vom kleinen Retrogitarrenbauer DiPinto aus Philadelphia, ca. $700, es braucht nicht immer ein Fodera fürs Zehnfache zu sein. Sein Gebläse-weapon of choice  war ein  Ampeg SVT, also röhriger Rockton. Klar, er traf auf Vernon Reid mit einem Doppelstack – ein seltener Anblick in einem kleinen Jazzclub, nichts für die „Wippfüssler“. Hier der Link für Euch als Vorfreude, es folgt mehr:
    http://www.passau-live.de/pa_galerie.php?passau=_531____1_1_11

    Macht’s gut, geht hin, und seids fei ned zu Eurer „Musikinfobörsianer-Natur“. Wichtiges Geistkapital in dieser zunehmend geistlosen Zeit! Viele Grüße nach  Unterfranken.
    Euer T.-sindwirnichtalleeinbisschenCharly-Schmidt von passau-live.de

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  3. Ich war heut in Penderecki, es war sehr gut. Er hat ein paar Auszeichnungen bekommen, die ersten Reihen waren für Ehrengäste reserviert; erkannt habe ich nur den Alt-Uni-Kanzler, den OB und ein paar lokale Politiker aus der zweiten Reihe. Ist mir eigentlich auch egal. Brutto warens 50 min Musik, aber sehr lohnenswert. Und: es gab nachher lecker Catering für alle!! Hähnchensatespieße, Rucolasalat, Dessert etc. Bisschen spießig, aber für 5-10 € perfekt. 😛

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  4. das find ich doch mal gut, daß der herr PENDERECKI erwähnt wird, und das noch dazu, wo er in würzburg dirigiert!!!
    aber die bekanntmachung dieses konzertes ist wahrscheinlich genauso untergegangen, wie die jener konzerte, die helmuth versäumt hat;-).
    nee, im ernst, als wir im juli letzten jahres an einem MONTAG-ABEND(!!) mit dem konzert von MARC RIBOT’s CERAMIC DOG aufgrund der tollen promotion durch die MAINPOST (die ausnahmsweise mal der meinung war, daß MARC RIBOT als ehemaliger gitarrist der LOUNGE LIZARDS und durch seine zusammenarbeit mit größen des „mainstreams“ wie ROBERT PLANT, TOM WAITS und WILSON PICKETT meherer redaktioneller erwähnungen würdig war) den OMNIBUS quasi ausverkauft hatten (was uns dann gott-sei-dank ermöglichte, die gage tatsächlich ausnahmsweise allein aus den eintrittgeldern zu finanzieren), haben wir (bzw. ich) mit engelszungen auf die damen und herren im publikum eingeredet, doch immer wieder mal nach dem logo FREAKSHOW-IN-CONCERT ausschau zu halten, bzw. unsere website (nicht die stark veraltete der GALERIE 03, sondern die nur leicht veraltete http://www.artrock-festival.de) zu besuchen, um unser nächstes, aufgrund verschärften unbekanntheitsgrades in den lokalen printmedien weniger oder gar nicht mehr gefeaturetes konzert überhaupt mitzukriegen…
    was dazu führte, daß bei dem zugegebenermaßen recht schrägen KAMMERMUSIK-MIT-ROCK-ensemble aus WEISSRUSSLAND an nämlicher stelle im november dann doch nur 20 begeisterte hansel anwesend waren.
    aber da ich ja jetzt in die WÜRZMISCHUNG (hä, wass’ndas??) eingeladen worden bin, eröffnen sich ja ungeahnte bekanntmachungsmöglichkeiten;-))
    wie geht das für mich als computerdepp jetzt vor sich??

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  5. Was passiert denn plätzlich in Würzburg? Ein hervorragendes Konzert jagt das nächste. Oder habe ich das sonst einfach nicht mitbekommen? Auch wenn es an das Portemonnaie geht, ich versuche zu beiden Konzerten zu kommen, wer weiß, wie lange diese kulturelle Glückssträhne in der Stadt anhält.
    Apropos Portemonnaie: Weiß man schon, was das Konzert kosten wird?

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