Ich dachte mir schon, dass zur Infoveranstaltung um ein mögliches Programmkino in Würzburg am Dienstagabend viele Interessierte kommen würden. Aber dass dann doch sooo viele kommen würden, dass selbst die Stehplätze im Luisengarten knapp wurden, das hätte ich nicht gedacht. Die Hütte war voll, so um die 300 Leute werden da gewesen sein.
Für alle die nicht dort waren und sich für das Thema Programmkino in Würzburg interessieren: Ihr habt nichts verpasst. Nicht dass es ein uninteressanter Abend war. Aber es ist nicht konkret passiert. An Eckdaten gab es auch nur die bekannten Punkte: Es soll eine Genossenschaft oder ein Verein für den Betrieb eines Programmkinos gegründet werden (der Rechtsanwalt auf dem Podium sprach sich eher für die Genossenschaft aus), das Kulturreferat der Stadt wird die initiative und dann die Genossenschaft nach Möglichkeit unterstützen, es wird für das Programmkino kein neuer Födertopf aufgemacht werden. In den nächsten Monaten gibt es schon Filme im Chambinzky und an eventuell anderen Orten. Nach einer vorübergehenden-dauerhaften Ortslösung wird gesucht, Ideen dazu sind gerne gehört. Kulturreferent Al Ghusain hat glaube ich dreimal die dann umgebaute Frankenhalle als endgültigen Ort des Programmkinos ins Rennen geworfen — mal sehen, ob das auch so kommt.
Alles Dinge, die einem schon vom Lesen des Flyers bekannt waren. Trotzdem interessant war der Abend durch Friedrich Erbacher. Der kommt aus Aalen und ist Vorstand einer Genossenschaft, die eben ein Programmkino, das Kino am Kocher, in der Stadt vor drei Jahren eröffnet haben — und es läuft immer noch. Sie haben mit wenig finanzieller Förderung ein kleines Kino mit 70 Plätzen gebaut bzw. umgebaut und darin eine kleine Kneipe verpachtet. Herrn Erbachers Vortrag hat motiviert, ein Programmkino in Würzburg auf die Beine zu stellen; er hat aber auch gleichzeitig die Grenzen gezeigt. Man braucht viele Leute, die Genossenschaftsmitglied sind, damit die Grundfinanzierung vorhanden ist, man braucht aber fast noch dringender dauerhaft Leute, die ehrenamtlich am Kinobetrieb mitarbeiten. Und: Auch das Programmkino muss sich rechnen; experimentelle Filme zu zeigen, die kaum jemand sehen will, muss man sich finanziell genau überlegen.
Und wie ich mich so im Saal umgeschaut habe, kam mir noch ein mögliches Problem in den Sinn: Die Interessen in Bezug auf das Kino und besonders auf die Filmauswahl werden sehr unterschiedlich sein. Mainstreamfernes Unterhaltungskino, sozialkritische Problemfilme, attac-taugliche Antiglobalisierungsstreifen, Fremdsprachenkino für Fortgeschrittene, hochchiffrierte Essayfilme und viele andere Arten von Filmen werden wohl von verschiedenen Gruppen und Cliquen erwarten und gefordert werden. Die Programmgruppe des potenziellen Kinos bzw. der Vorstand der Genossenschaft wird aufpassen müssen, sich nicht vereinnahmen zu lassen und — zwangsweise — auch wirtschaftlichen Aspekten die Filmwahl überlassen müssen. Im Kino am Kocher gilt für exotische Filmewünsche das Prinzip „Mach den Saal voll, dann zeigen wir den Film“. Trotzdem wird man auf eine ausgewogene Filmauswahl großen Wert legen müssen, um den kulturellen Frieden zu wahren, sofern das überhaupt möglich ist.
Der Abend war also keine Gründerversammlung, wie auf dem Flyer zu lesen war, sondern eine Infoveranstaltung. Und eine Rekrutierungsveranstaltung. Denn die Initiative, so unkonkret sie auch noch ist, braucht Leute, die für sie etwas tun oder tun werden. Öffentlichkeitsarbeiter, Organisatoren, kleine und große Technik, Filmkenner, Mundpropagandisten, Ideengeber, Raumsucher, etc. pp. Interessenten können ihre Kontaktdaten über ein Formular an das Kulturreferat schicken, über die Website programmkino-wuerzburg.de sollte auch ein Austausch erfolgen, aber da ist leider noch recht wenig Inhalt drauf, geschweige denn eine Kontaktmöglichkeit. Vielleicht sollte ich mit gutem Beispiel vorangehen und mich als Webmaster der Seite anbieten. Hab ja sonst nix zu tun! 😉
Hallo,
Hab im Netz eine neue Seite unter http://www.programmkino-würzburg.de gefunden. Ist auch nicht viel mehr info drin. Da ist auch eine eMail für kontakt drauf. Hab mal hingeschrieben und auch prompt eine Antwort erhalten. Die Internetseite wird derzeit erstellt und wird bald online sein. Also dort mal vorbeischauen.
Hallo Ralf,
Deine Mitarbeit als Webmaster würde die Kinoinitiative in Würzburg sicher beflügeln. Ich war überrascht, wie vielfältig gerade auch im Netz über die Infoveranstaltung berichtet wurde. Eine gute und aktuelle Internetpräsenz war und ist auch für uns in Aalen ein wichtiger Erfolgsfaktor. Also: geh mit gutem Beispiel voran. Es muss ja nicht für ewig sein…
mit cineastischen Grüßen von Friedrich
Ralf, ich war ja auch da. Und bei all den Leuten, da kann man sich nicht sehen. Mit Bekannten, mit denen ich mich dort verabredet habe. Die waren auch da. Aber gesehen hatten wir uns nicht an dem Abend. Im großen und ganzen waren wir offensichtlich im gleichen Film. Denn ich maile Deine Zusammenfassung weiter. Weil mich einige Leute gefragt hatten, was so gelaufen ist. Denn sie wollten was wissen, was über die Main-Post hinausgeht. So eine Einschätzung.
Ich würde gerne ein paar andere Schattierungen des Gesamtbildes malen. Erstens glaube ich, dass es wichtig und richtig war, dass mal die unterschiedlichen Gruppierungen in einem Saal versammelt wurden. Und Al Ghusain hat seine Funktion als Kulturreferent hervorragend wahrgenommen und die Strömungen in der Stadt moderiert. Denn der Würzburger — und da muss man auch das Umland hinzuzählen, so 10-20 km Umkreis um Würzburg herum — ist verletzt, weil man ihm und ihr das letzte Stück der Kinowelt genommen hat. Es ist das Ende der Kinowelt, wie wir sie kannten. Der Untergang des Nachkriegs-Würzburg, vielleicht auch das der 20-iger Jahre. Und auch für die Zugezogenen ist ein Stück Lebensqualität genommen worden. Ein Kino das nicht nur Mainstream zeigt.
Und zweitens: vielleicht kann ich das noch mal formulieren, denn das langt jetzt ….. ist genug
ich vermute du wärst DER mann für die internetpräsenz des programmkinos, im ernst. aber was willst du noch alles machen für kein geld? blog, podcast, radio, twitter … und du hast jetzt schon zu wenig zeit.